Der DSC Hanseat wird 125 Jahre alt

Der Kampf um die Eigenständigkeit: Klaus Plochl vs. Urania

Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf Unterlagen und anderen Zeitzeugnissen aus dem DSC-Archiv und wird kontinuierlich nach neuestem Erkenntnisstand aktualisiert. Bei Anregungen, Ideen und Andenken zur Vereinsgeschichte freuen wir uns über eine Nachricht an: archiv@dschanseat.de

Die 90er Jahre – das Jahrzehnt, an dessen Ende der DSC Hanseat sein 100jähriges Jubiläum feiern würde – begannen gut für den Verein: nach 4 Jahren in der Kreisliga gelang endlich mal wieder der Sprung in die Bezirksliga, trotz einer doppelten Niederlage in Hin- und Rückspiel gegen den Verfolger Meiendorf ging die Meisterschaft mit 2 Punkten Vorsprung an den Dulsberg. Dieser Aufstieg erwies sich aber schon in der folgenden Saison als Strohfeuer: Mit nur 9 Punkten und einem Torverhältnis von -65 ging es schon 1992 wieder abwärts, 1993 ging es dann gleich noch eine Stufe herunter in die Kreisklasse.

Günther Laabs, der Autor dieser Kurz-Info, war seit den 50er Jahren der Spiritus Rector der DSC-Tischtennis-Abteilung, die in den 2000ern wegen Nachwuchsmangel eingeschlafen ist.

Zwar gelang 1995 noch mal als Tabellen-Vierter und Gewinner einer Kreisliga-Aufstiegsrunde der Wiederaufstieg. Aber die Krisensymptome waren unübersehbar. Schon seit etlichen Jahren fehlte eine sinnvolle Jugendarbeit, bereits in der Saison 1993/94 musste sich die 2. Herren-Mannschaft wegen Spielermangels während der Saison vom Spielbetrieb zurückziehen.

Zwar konnte sich die Mannschaft in den Folgejahren einigermassen sicher in der Kreisliga behaupten, einigen Vorstandsmitgliedern fehlte aber eine dauerhafte sportliche Perspektive. Da auch beim Nachbar-Verein SC Urania die Fußball-Basis bröckelte (dessen 2. Mannschaft wurde 1998 ebenfalls während der Saison vom Spielbetrieb zurückgezogen), kam kurz vor dem 100jährigen 1999 eine Idee auf, die es ja schon einige Male in der Geschichte des jetzigen DSC Hanseat gegeben hatte: Eine Fusion. Der DSC-Ehrenvorsitzende Klaus Plochl erinnert sich, wie es zu diesen Überlegungen kam. Und welche Rolle er dabei spielte, dass es nicht zu dieser Fusion kam und der DSC Hanseat eigenständig blieb:

Warum man über eine Fusion zwischen dem DSC Hanseat und dem SC Urania nachdachte und …

… warum Klaus Plochl sich dann doch für die Eigenständigkeit entschied

So kam es dann: Zum 100jährigen Jubiläum spielte der DSC Hanseat gegen den Zweitligisten FC St. Pauli, die Probleme, die zu den Fusionsüberlegungen geführt hatten, aber blieben. Ein Tiefpunkt wurde dann im Jahr 2005 erreicht, als der DSC erneut aus der Kreisliga absteigen musste und dabei ausgerechnet beim SC Urania eine 0:14-Niederlage quittieren musste.

Dieser Tief- erwies sich dann aber auch als Wendepunkt. Denn Klaus Plochl hatte eine ungewöhnliche Idee: Er kontaktierte den privaten Radio-Sender „Alsterradio“, der damals auf der Suche nach einem Medienpartner im Fußball-Bereich war. Warum nicht mal – statt eines der üblichen großen Vereine – eine Partnerschaft mit einem kleinen Stadtteil-Verein eingehen und diesem eine Medien-Plattform wie einem Groß-Klub geben?

Mehrere Jahre berichtete „alster radio“ (heute RockAntenne Hamburg) mit Werbespots und Ergebnismeldungen über den DSC Hanseat.

Die Partnerschaft begann im Jahr 2005 und erwies sich für beide Seiten als sehr fruchtbringend: Der Radio-Sender gewann dadurch das Interesse und die – bis heute andauerende – Partnerschaft mit dem FC St. Pauli, der DSC Hanseat wurde dadurch nicht nur viel prominenter als vergleichbare kleine Vereine, er profitierte darüber hinaus noch doppelt aus dieser Kooperation.

In einem Benefizspiel traten die Kiez-Kicker auf dem Dulsberg an. Neben einer 21:1-Niederlage quittierte der DSC Hanseat die Finanzierung einer neuen Fluchtlichtanlage an der Vogesenstrasse. Ein Video zu diesem Event gibt es auf dem DSC Hanseat-YouTube-Kanal: https://bit.ly/4d50wqj

Aufgrund dieser wachsenden Bekanntheit wurde eine Gruppe von Jugend-Trainerinen und Trainern auf den DSC Hanseat aufmerksam. Mit dem Wunsch, auf dem Dulsberg endlich auch wieder eine funktionierende Fußball-Jugendarbeit aufzubauen, liefen sie beim DSC, der so etwas schon lange schmerzlich vermisste, offene Türen. So entstand 2007 eine bis heute aktive DSC Hanseat-Jugendabteilung.

Ein Bild aus den Anfängen der DSC Hanseat-Jugendabteilung. Aktuell gibt es 4 Jugend-Mannschaften, für die Saison 2024/25 sind 2 weitere geplant.

Weniger gut entwickelte sich zu Beginn dieser Medienpartnerschaft der Herren-Bereich: dem Abstieg aus der Kreisliga folgte 2006 zwar der direkte Wiederaufstieg, aber schon 2007 ging es wieder abwärts in die Kreisklasse, wo man in den folgenden Jahren in den Abschluss-Tabellen immer wieder im Mittelfeld landete. Aber mit den Jahrzehnt-Enden scheint es beim DSC Hanseat eine besondere Bewandtnis zu haben.

Wie Ende der 50er (Aufstieg in die 3. Liga), der 60er (in die Verbandsliga), der 70er und 80er (jeweils in die Bezirksliga) und der 2000er (in die Kreislga) ging es auch in der Saison 2020/2011 wieder nach oben.

Mit einem 2:1-Erfolg gegen den Lokalrivalen SV Barmbek am letzten Spieltag konnte der DSC Hanseat Mannschaft punktgleich mit dem Meister als Zweiter den Aufstieg in die Kreisliga feiern.

Danach folgten 3 durchaus erfolgreiche Jahre: 2012 konnte man als Aufsteiger die Klasse halten, 2013 und 2014 schien längere Zeit der Aufstieg in die Bezirksliga möglich, am Ende standen Platz 5 (2013) und Platz 4 (2014). Die gecheiterten Ambitionen blieben aber nicht ohne Folgen, die in den vergangenen Jahren so stabile Mannschaft zerbrach. 2015 konnte mit dem 10. Platz zwar noch einmal die Kreisliga gehalten werden. Dies aber denkbar knapp: nachdem der DSC Hanseat 2 x nicht angetreten war und bei einem 3. Nichtantritt der Abstieg drohte, war für das letzte Saison-Spiel sogar der Einsatz von Senioren-Spielern geplant. Dazu kam es glücklicherweise nicht, weil der Gegner FC Bergedorf zum Spiel an der Vogesenstrasse nicht erschien. Wer als Freund der Hanseaten gedacht hatte, schlimmer könne es nicht kommen, sollte sich aber getäuscht sehen.